Das DigiTeilhabe-Projekt erreicht die Halbzeitmarke, und wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um einen Blick auf unsere Erfolge und Erkenntnisse der ersten Hälfte des Projekts zu werfen. Im Herbst 2023 startet die zweite Phase des Projekts, und wir möchten teilen, was wir bis jetzt erreicht und gelernt haben.

Etablierte Angebote und wachsende Nachfrage

Im Frühjahr 2023 haben wir das zweite Jahr des DigiTeilhabe-Projekts eingeläutet und sind gleichzeitig in eine neue Phase des Projektes eingetreten. Wir sind stolz darauf, dass unsere Angebote an allen Standorten erfolgreich etabliert wurden und bereits positive Wirkungen zeigen. Unsere ehrenamtlichen Beratungen erfreuen sich großer Beliebtheit, und die Café-Angebote werden gut besucht. Besonders erfreulich ist, dass in Berlin und Dillingen Menschen mit Behinderungen im vergangenen Projektjahr sowohl fachliche Kompetenzen als auch Soft Skills erworben haben. Diese Fähigkeiten ermöglichen es ihnen nun als Multiplikator*innen, eigene Sprechstunden und Workshops anzubieten. Die Nachfrage nach Themen, die über Grundlagenanwendungen hinausgehen, wächst in unseren Beratungs- und Café-Angeboten stetig. Teilnehmende unserer Kurse äußern vermehrt den Wunsch nach vertiefenden Inhalten. Offenbar sind unsere Angebote erfolgreich darin, Menschen zu befähigen und zu begeistern. Unser Ansatz, zielgruppengerechte und niederschwellige Angebote zu schaffen, hat sich im zweiten Jahr des Projekts bewährt.

Digitale Teilhabe verändert sich

Ein interessanter Trend, den wir nicht nur in unserem Projekt, sondern auch bundesweit beobachten, ist der Übergang von der Fokussierung auf den Zugang zur digitalen Welt hin zur Entwicklung von digitalen Kompetenzen. Obwohl die Anzahl der Menschen ohne Internetzugang kontinuierlich sinkt (aktuell 7%), nutzen immer noch ein Drittel der Bevölkerung ihr digitales Potenzial nicht voll aus. Insbesondere Menschen mit Armutserfahrung oder geringer formaler Bildung sind in dieser Gruppe überrepräsentiert (Vgl. D21-Digital-Index 2022-2023. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, hrsg. v. Initiative D21 e. V., https://initiatived21.de/d21index22-23/, S. 16-18.). Während Basiskompetenzen wie die Nutzung sozialer Netzwerke und Messenger weit verbreitet sind, fehlt es oft an Kompetenzen und Vertrauen in digitale Technologien, um weitere Funktionen wie Online-Banking oder digitale Verwaltungsleistungen zu nutzen.

Menschen mit Behinderung gestalten die digitale Welt mit

Wir haben auch festgestellt, wie wichtig es ist, Menschen mit Behinderung aktiv in die Gestaltung der digitalen Welt einzubeziehen. Einerseits ermutigen wir die Teilnehmer*innen unserer Projektteams, eigene digitale Inhalte zu erstellen. Andererseits haben wir erkannt, dass die Einbindung von Lebensweltexpert*innen Entwicklungsprozessen von Produkten für Menschen mit Behinderung, insbesondere durch Usability-Tests, ein enormes Potenzial bietet.

Erfolg in Heilbronn

Der Standort Heilbronn hatte anfänglich mit einer längeren Vakanz in der Projektleitungsstelle zu kämpfen. Im zweiten Jahr konnten wir jedoch aufholen. Inspiriert durch einen Design-Thinking-Workshop vor Ort und die Erfahrungen aus anderen Standorten wurde ein ehrenamtliches DigiTeilhabe-Café-Angebot entwickelt, das Anfang 2023 gestartet ist und inzwischen große Beliebtheit genießt. Zudem konnten wir Kooperationspartner für weitere Veranstaltungen gewinnen.

Öffentlichkeitsarbeit und Bekanntheit

Im Oktober haben wir endlich unsere Projektwebseite veröffentlicht, was dem Projekt eine angemessene Außenwirkung verliehen hat. Der lange Entwicklungsprozess war unter anderem auf die hohen Anforderungen an Design und Barrierefreiheit sowie auf die iterative Einbindung der Projektteams von Menschen mit Behinderung zurückzuführen. Die Veröffentlichung der Webseite brachte nicht nur Lob für Design und Barrierefreiheit, sondern führte auch zu größerer Bekanntheit und neuen Kontakten. Projektleiter Matthias Schug wurde daraufhin zweimal in den Sozialgespräch-Podcast eingeladen, um über Themen der digitalen Barrierefreiheit zu sprechen.

Misserfolg als Lerngeschenk begreifen

Natürlich verlief nicht alles reibungslos. Am Standort Wedel hatten wir nach einer langen Vorbereitungszeit ein vielversprechendes Café-Angebot gestartet. Leider gelang es nicht, das Interesse der Teilnehmenden, die häufig Menschen mit psychischen Erkrankungen waren, aufrechtzuerhalten. Das Café musste nach einigen Monaten eingestellt werden. Doch wir sehen Misserfolge als Gelegenheit zur Neuorientierung und versuchen nun, unsere Angebote niederschwelliger und stärker auf den Alltag bezogen anzubieten.

Neue Kontakte ermöglichen neue Möglichkeiten

Wir sind stolz darauf, unsere Kontakte zu anderen Wohlfahrtsverbänden im Bereich der digitalen Teilhabe intensiviert zu haben. Dies ermöglicht nicht nur den Austausch von Erfahrungen, sondern eröffnet auch neue Perspektiven. Gemeinsame Fachveranstaltungen im Zusammenhang mit dem Engagement- und Digitaltag haben uns neue Ideen geliefert. So sind wir dabei, politische Positionen zu erarbeiten, um die Haltung der Verbände zur digitalen Teilhabe zu schärfen.

 

Wir freuen uns auf die zweite Hälfte des DigiTeilhabe-Projekts und sind gespannt darauf, wie sich unsere Arbeit weiterentwickeln wird. Vielen Dank an alle, die uns auf diesem Weg begleiten und unterstützen. Zusammen können wir die digitale Teilhabe für alle fördern und gestalten.